Empfehlungen

10 Empfehlungen für Schulen und Lehrpersonen

Im Jahr 2012 führte die Universität Cambridge eine Umfrage bei 1614 homosexuellen Jugendlichen durch. Aus den Befunden wurden Empfehlung für Toleranz gegenüber Schülerinnen und Schülern aller sexuellen Orientierungen abgeleitet, welche wir übersetzt und an die Schweizer Verhältnisse angepasst haben.

 

1. Schulhausregeln

In den meisten Schulen existierten weder explizite Regeln gegen Homophobie, noch Verhaltensanweisungen, die zu Toleranz gegenüber unterschiedlicher sexueller Orientierung auffordern.

Empfehlung: Schulen brauchen klare Regeln gegen homophobes Verhalten in Klassenzimmern, auf den Gängen und Pausenplätzen sowie ausserhalb der Schule.

 

2. Schnelles und klares Eingreifen bei Vorfällen

In weniger als einem Drittel der Fälle reagierten die Lehrpersonen, wenn LGBT erlebte Ausgrenzungen mitteilten.

Empfehlung: Jeder Vorfall muss ernst genommen werden. Lehrpersonen sollen bei homophoben Äusserungen eingreifen. Kindern und Jugendlichen muss erklärt werden, warum es falsch ist, andere wegen wirklicher oder vermeintlicher homosexueller Orientierung auszugrenzen. Es braucht klare und konsistente Massnahmen gegenüber den Täterinnen und Tätern. Andau-erndes Mobbing muss der Schulleitung gemeldet werden.

 

3. Kulturwandel von oben

17% der LGBT hatten homophobe Äusserungen von ihren Lehrpersonen gehört.

Empfehlung: Die Schulleitung stellt sicher, dass die Lehrpersonen sich nicht abwertend gegenüber Personen anderer sexueller Orientierung äussern.

 

4. Der lange Arm der Diskriminierung

Homophobe Diskriminierung hatte bei 60% der Betroffenen Auswirkungen auf deren Schulleistung und deren Bildungsweg.

Empfehlung: Das Vorgehen gegen homophobe Gewalt soll Teil des Auftrages einer Schule sein.

 

5. Aus-, Fort- und Weiterbildung

Drei von fünf LGBT mit homophoben Gewalterlebnissen berichteten, dass Lehrpersonen nie eingriffen, auch wenn diese Diskriminierungen beobachteten. Nur bei 10% schritten die Lehrpersonen ein.

Empfehlung: Lehrpersonen brauchen Aus-, Fort- und Weiterbildung, damit sie homophober Gewalt adäquat entgegnen und LGBT unterstützen können.

 

6. Jugendliche einbeziehen

Fast 60% der LGBT sagten, dass die anderen Jugendlichen sich passiv verhielten, wenn sie homophobe Gewalt sahen. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen sagten nichts, wenn andere sich homophob äusserten.

Empfehlung: Anti-Mobbing Programme ermutigen Jugendliche, sich gegen Homophobie einzusetzen.

 

7. Rollenmodelle aufbauen

Mehr als die Hälfte der LGBT kannte keine erwachsene Personen, mit denen sie über ihre sexuelle Orientierung reden konnten. 40% erzählten niemandem von ihren negativen Er-fahrungen, da sie sich schämten.

Empfehlung: Lehrpersonen, die gegen Homophobie vorgehen und sich homosexuellen Themen positiv zuwenden, helfen LGBT sich ihnen zu öffnen. Schulen schaffen so auch ein posi-tives Umfeld für ihre homosexuellen Mitarbeitenden.

 

8. Lehrplan erweitern

Mehr als die Hälfte der LGBT lernte im Unterricht nie etwas über unterschiedliche sexuelle Orientierungen.

Empfehlung: Sexualkundeunterricht soll alle Jugendlichen ansprechen, auch die LGBT. Z.B. kann gleich zu Beginn die sexuelle Orientierung gleichwertig thematisiert werden. Schulen stellen Informationsmaterial für die LGBT zur Verfügung.

 

9. Hilfe und Unterstützung

40% der LGBT, die homophobes Mobbing erlitten, hatten über Suizid nachgedacht.

Empfehlung: Lehrpersonen sollen signalisieren, dass man mit ihnen im Vertrauen über sexuelle Orientierung reden kann. Die Schulen weisen auf weitere interne und externe Fachpersonen hin.

 

10. Homophobie überwinden

Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht einen offen Umgang mit LGBT Themen erfuhren, fühlten sich stärker mit ihrer Schule verbunden. Sie schätzten diese als toleranten Lebensraum, wo alle willkommen sind, so wie sie sind.

Empfehlung: Gute Schulen machen viel mehr, als nur gegen homophobes Mobbing vorzuge-hen. Sie kreieren ein soziales Umfeld, das Andersartigkeiten und Diversitäten schätzt und integriert.

 

Angaben zur Studie:

An der Umfrage in England, Schottland und Wales haben 1614 homosexuelle Jugendlichen (55% weiblich; 2% trans*) der Sekundarstufe I und II teilgenommen. 35% bezeichneten ihre sexuelle Orientierung als schwul, 22% als lesbisch, 30% als bisexuell (davon 7% männlich). 12% (9% davon weiblich) machten keine Angaben dazu.

Quelle: Statham, Helen, Jadva, Vasanti & Daly, Irenee (2012). The experiences of gay young people in Britain’s schools in 2012. Cambridge: University of Cambridge.

Zusammenfassung durch eduqueer.ch

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